Die Verhaltensforschung weiß schon seit langem, dass unsere Willenskraft massiv überbewertet wird. Ob wir uns aufraffen können, etwas zu tun, hängt oft weniger von unserer Willenskraft ab, sondern mehr davon, wie einfach es ist einem gewissen Verhalten nachzugehen. Unser Kopf versucht immer Energie zu sparen und so wenig Kraft wie möglich aufzuwenden, um ein gewisses Ziel zu erreichen.
Und sich impfen lassen ist generell so eine Sache, die schon anstrengend ist, wenn wir nur von ihr hören: Wir müssen einen Termin ausmachen, zum Arzt fahren, uns piksen lassen usw.
Nicht gerade das, was unser Kopf als angenehm und energiesparend einstuft.
Unser soziales Umfeld beeinflusst stark unserer Gedanken und unserer Handlungen. Das wird in Bezug auf Impfungen dann problematisch, wenn unserer Familie oder Freunde der Impfung misstrauen.
Selbst, wenn wir der Impfung anfangs neutral gegenüberstehen, oder diese sogar befürworten, wird die Meinung unserer sozialen Gruppe uns oft davon abhalten, uns impfen zu lassen. Wer will schon die Person sein, die sich als Einzige impfen lässt?
Sofort schießen einem unzählige Hab-ich-dir-doch-gesagt-Szenarien durch den Kopf!
Unsere Motivation ist ein ziemlich komplexes Ding. Ob wir motiviert sind, uns impfen zu lassen, ist das Ergebnis mehrere Faktoren. Beispielsweise hängt es davon ab, wie viel Angst wir vor Corona haben, wie sehr wir dem Impfstoff vertrauen, was wir allgemein über Impfungen glauben etc.
(Und natürlich beeinflussen auch die ersten beiden Punkte unsere Motivation.)
Generell sind wir nur dann motiviert etwas zu tun, wenn wir auch wirklich glauben, dass sich das Verhalten positiv für uns auswirkt oder wir dafür belohnt werden.
Und wie sehr sich das lohnt, ist bei der COVID-Impfungen momentan eben noch eine etwas unsichere Sache.
Die Verhaltensforschung entwickelt seit Jahren sogenannte Nudges und Booster, um Leute dazu zu animieren, bessere Entscheidungen zu treffen.
Im Folgenden findet ihr ein paar der grundlegenden Strategien aus der Verhaltensforschung, die helfen können, Menschen davon zu überzeugen, sich impfen zu lassen.
Auf unserer Ideen-Seite zeigen wir konkrete, umsetzbare Ideen, die auf diesen Strategien beruhen.
Je einfacher es ist, sich impfen zu lassen, umso wahrscheinlicher, dass es mehr Menschen tun. Wie oben beschrieben, ist für viele nur der Gedanke ans Impfen schon mühsam. Impfen ist in den Köpfen der meisten Menschen einfach mit zu viel zusätzlichem Aufwand verknüpft.
Mit dem Impfkoffer von Tür zu Tür zu gehen, wäre vermutlich das effektivste Mittel, um dieses Problem zu lösen. Da das aber wahrscheinlich nicht gaaanz realistisch ist, versuchen wir es mit ein paar umsetzbareren Tipps.
Ist es für jeden möglich sich an einem nahegelegenen Ort Impfen zu lassen?
Sind die Impfstellen gut erreichbar, auch für Leute ohne Auto?
Kann man die Impfstellen an zentralen Orten in der Stadt eröffnen?
Wie lässt sich der Zeitaufwand reduzieren?
Wie einfach ist es, einen Termin zu vereinbaren?
Werden die Impfungen zu einer sinnvollen Zeit durchgeführt, sodass die Menschen vor oder nach der Arbeit hingehen können?
Ist es möglich für den Aufwand aufzukommen?
Entweder, indem man die Anreisekosten übernimmt oder vielleicht sogar die eingesetzte Zeit bezahlt?
Haben die Menschen das Gefühl, dass sie freundlich und respektvoll behandelt werden?
Ist das Gesundheitspersonal gut informiert und kann Fragen zu COVID-19 und zur Impfung beantworten?
Werden leicht verständliche und relevante Informationen darüber gegeben, was die Menschen tun sollen, um sich impfen zu lassen?
Werden die Vorteile und Nebenwirkungen des Impfstoffs und des Impfens in einfachen Worten erklärt?
Kann man deutschlandweit einführen, dass jeder Einzelne, beim nächsten Arztbesuch, automatisch zu einer Impfung eingetragen wird? (Mit Hinweis darauf, dass man eingetragen wurde und man sich wieder austragen kann.)
Wir machen gerne das, was andere machen! Wenn unsere komplette Familie sich impfen lässt, ist es sehr wahrscheinlich, das wir uns auch impfen lassen. Wenn sich unsere Idole impfen lassen, ist es wahrscheinlicher, dass wir uns impfen lassen. Und wenn wir das Gefühl haben, dass die Mehrheit der Bevölkerung dem Impfen positiv gegenüber steht, ist es sehr unwahrscheinlich, dass wir eine Impfung ablehnen.
Es ist wichtig zu zeigen, dass Menschen sich impfen lassen. Das kann durch Medien und Politiker geschehen, aber auch dadurch, dass man Impfkliniken an öffentlichen Orten aufstellen und schon geimpfte Personen bittet, ihre Meinung abzugeben.
Medizinische Fachkräfte zu impfen ist doppelt hilfreich, weil sie geschützt werden müssen und gleichzeitig vertrauenswürdige Quellen für Impfempfehlungen sind. Gezielte Bemühungen, die Impfung von medizinischem Fachpersonal zu erleichtern, kann zu einer größeren Akzeptanz in der Bevölkerung führen.
Fachkräfte sollten mit dem Wissen ausgestattet werden, wie sie Menschen zu einer Impfung ermutigen. Sie sind am besten dafür geeignet, die wahren Gründe für das Zögern der Menschen zu erforschen und die Motivation zu stärken. Außerdem sollten sie den Eindruck vermitteln, dass sich impfen lassen das Standardverhalten ihrer Patienten ist.
Wie schon bekannt, haben Personen des öffentlichen Lebens einen großen Einfluss auf unsere Entscheidungen. Besonders einflussreich sind Personen, die von den meisten respektiert werden und auch wirklich Teil der Community sind, die sie vertreten. Das kann sowohl der Bürgermeister, wie auch der Pfarrer oder der Sozial-Media-Influencer sein.
Um uns wirklich impfen zu lassen, müssen wir überzeugt davon sein, dass die Impfung mehr positive als negative Auswirkungen auf unser Leben hat. (Zum Beispiel: Besserer Schutz & Abschaffung der Maßnahmen)
Um Menschen dazu zu bringen, diese positiven Auswirkungen wirklich zu sehen und zu verstehen, müssen wir erst Vertrauen schaffen. Wir müssen ihre Sorgen und Bedenken ernst nehmen und ihre Ängste lösen.
Der erste Eindruck entscheidet! Darum müssen die ersten Informationen bezüglich des Impfens positiv (und wahr) sein.
Es ist wichtig, so schnell es geht, positive Nachrichten von verlässlichen Quellen zu streuen. Die Kommunikation muss transparent & vertrauenswürdig sein.
Das größte Problem: Wir haben Angst, die Impfung zu bereuen. Dieser Angst kann man entgegenwirken, indem man beispielsweise die negativen Auswirkungen aufzeigt, die das Nicht-impfen auf Freunde und Familie haben kann.
Es ist sehr hilfreich, die weitreichenden positiven Konsequenzen der Impfung zu verdeutlichen. Eine Impfung ist nicht nur von Vorteil für uns alleine, sondern hilft beispielsweise der Kulturszene, den kleinen Betrieben und den überlasteten Krankenschwestern.
Wie und wo kann man zeigen, dass Menschen bereit dafür sind, sich impfen zu lassen?
Wie kommuniziert man am effektivsten, als Arzt / Ärztin oder Arzthelfer:in?
Wie kann man ehrliches Vertrauen schaffen?
Auf der folgenden Seite findest du konkrete Vorschläge und Ideen:
Erfahre in dem Paper noch mehr darüber, wie wir das Wissen der Verhaltensforschung
nutzen können, um die Akzeptanz gegenüber der Corona-Impfung zu erhöhen.